Ein Gedicht verfasst vom Knappen 443 aus dem Schlaraffenreych Augusta Vindelicorum


Er hat es dankenswerterweise erlaubt, dass wir es hier veröffentlichen dürfen.

Die Ingolstädter Ritter

Eine Betrachtung eines Adabei


Zu Ingolstadt, es ist wirklich wahr,
gibt es noch eine Ritterschar
obwohl, vielleicht hat man es noch nicht gerafft,
das Rittertum ist abgeschafft.

Sie nennen sich Schlaraffen,
was aber nichts zu tun hat mit Matratzen.
Die Pflege von Kunst, Humor und Freundschaft ist ihr Ziel,
dafür ist ihnen fast keine Müh zu viel.

Und wenn einer denkt,
des is a Sauhaufen, der hat sich sauber brennt.
Ihr Verhalten ist höflich, freundlich und distinguiert,
wenn ein Prolet dabei wär, der hätt sich verirrt.

Im Spiegel und im Ceremoniale
Sind bis ins Kleinste geregelt Zweck, Wesen, Verhalten und Ideale.
Diese Regelwerke werden streng beachtet,
selbst eine kleine Abweichung wär ein Sakrileg und mitnichten gestattet.

Ihre Burg ist in den Festungsanlagen gelegen,
ist gut getarnt, wohl der imaginären Feinde wegen.
Von außen könnte man denken ein unscheinbares Kasemattenloch,
drinnen aber oho, da staunt man doch.

Ein schön geschmückter großer Rittersaal,
mit Tafeln und Tischen in großer Zahl.
Eine Tafel speziell für Knappen und Junker,
und an diesem Tisch ist die Stimmung meist recht munter.

An den Wänden die Wappen der Ritter,
manche ganz schön, bei manchen ging es geschickter.
An der Stirnseite der Thron für die drei Oberschlaraffen,
von wo aus sie die untertänigen Sassen überwachen.

Sie sitzen nicht nur über den Sassen erhoben,
sie sind auch unfehlbar und jeglicher Kritik enthoben.
Man muss sie verehren und achten
Auch wenn sie gelegentlich Suboptimales verzapfen.

Es gibt eine strenge Hierarchie,
das ist fast wie in einer Monarchie.
Herrscher sind die Oberschlaraffen,
dann kommen streng abgestuft die Ritter, Junker und Knappen.

Wird ein Junker zum Ritter erhoben,
wird das durch einen Ritterschlag vollzogen.
Das ist so feierlich, weihevoll, ernst und ohne fröhliches Lärmen,
Von Parodie keine Spur, da könnte sogar die englische Queen noch was lernen.

Frauen sind nicht zugelassen,
nur Männer können werden Sassen.
Das ist zwar auf den ersten Blick verstörend und antiquiert,
und manch eine Frau ist davon sicher pikiert.

Doch das ist gut so, denn neigt mancher Ritter eh schon zu eitlen Manieren,
so würd er vor Damen wohl auch noch gockelnd stolzieren.

Und an einer besonderen Stelle im Rittergemach,
steht ein ausgestopfter Uhu in voller Pracht.
Er symbolisiert Tugend und Weisheit
Und ist der Inbegriff der schlaraffischen Ritterlichkeit.

Dem Uhu gilt der stete Gruß,
das ist ein absolutes Muss,
doch wirkt es wirklich recht eigen,
wenn sich gestandene Männer vor einem ausgestopften Vogel verneigen.

Die Gewandung der Ritter ist nicht martialisch,
sie tragen weder eiserne Rüstung noch Harnisch.
Sie haben Mäntel wie Kölner Jecken
Und Kappen wie rheinische Karnevalsgecken.

Auf Tituln, Orden und Ehrenzeichen,
sind sie ganz wild, davon wollen sie möglichst viel erreichen.
Mach Rittermantel und Kapp hat vom den angehängten Blech und Klimbim so ein Gewicht,
dass die Gefahr besteht, dass der Ritter unter der Last zusammen bricht.

Die Ritter haben gar seltsame Namen,
manchmal lässt sich aus ihnen die profane Provenienz erahnen.
Sie heißen zum Beispiel Contractus, Clavi-Dent und Psychopompos,
Kritzlgraph und Kruzi-5erl,
Uliversus, Sodowari , So- is-Recht,
Kulissofex, Patentex und Kurbelix,
wer noch abgeht ist der Teefix und der Scheiß da nix dann feit da nix.

Es gibt noch viele andere erstaunliche Ritternamen,
sie alle aufzuzählen sprengte hier den Rahmen.

Die Junker werden mit ihrem Vornamen gerufen bloß,
Die Knappen dagegen sind nur Nummern und namenlos.
Beim Uhu, liebe Rittersleit,
des passt gar nimmer in die heutige Zeit.
Heut hat jeder Hund und sogar jede Kuh einen Namen,
habt also mit den nummerierten Knappen Erbarmen.

Die Sprache der Schlaraffen könnt antiquierter nicht sein,
sie nennen es Schlaraffenlatein.
Bis man die oft seltsamen Ausdrücke kann verstehen,
dürfte einige Zeit vergehen.

Dem dient die Zeit als Prüfling, Pilger, Knappe und Junker,
diese Zeit ist meist recht lustig und munter,
frei von der Ritter Stolz und Würde,
die bei der Übernahme von Ämtern kann sich entwickeln zur Bürde.

Ihre Zeitrechnung geht nicht auf Christi Geburt zurück,
nein für die Jahreszahlen haben die Schlaraffen ein wichtigeres Ereignis im Blick,
nämlich die Gründung der Schlaraffia,
vor 160 Jahren durch die Allmutter Praga.

Zurück zur schlaraffischen Sprache,
das ist wirklich eine seltsame Sache.
Das Bier ist der Quell,
der Wein ist die Lethe.
Das Trinkgefäß ist der Humpen,
denn nach Ritterart lässt man sich beim Trinken nicht lumpen.

Man nennt das Trinken aber vornehm die Labung,
das Essen aber wenig verheißend die Atzung.
Bei diesem Wort dreht sich aber einem der Magen um.
Das mag für das Füttern von Greifvögeln passen,
beim Speisen der Menschen sollte man den Ausdruck wohl lassen.

Die Liegestatt nennt man Lotterbett,
wie es wohl so mancher Ritter - Macho gerne hätt.
Der Schöpfer dieses Wortes hatte wohl erotische Träume,
die sich in der Realität vermutlich erwiesen als Schäume.

Und wenn sich Schlaraffen treffen zum Sippen
Haben sie ein lautes und fröhliches Lulu auf den Lippen.
Nicht um zu bekunden, dass sie auf die Toilette müssen,
nein, sie rufen es, um Beifall zu zollen und einander zu grüßen.

Die Wirtin heißt Styxin und der Wirt ist der Styx
An diesen Begriffen stimmt aber so gut wie nix.
Denn geht man zu eurem Styx, so kommt man nicht ins Totenreich,
nein, der ist quicklebendig und seine Speisen sind –zumindest manchmal- göttergleich.

Das Sterben ist profan ein schmerzlich Geschehen,
verbunden mit Leid, Trauer und Wehen.
Bei Schlaraffia dagegen man reitet nach Ahalla,
das vermittelt das Gefühl als wär es die Walhalla.

Die Gattin des Schlaraffen, auch der Knappen und Junker, wird Burgfrau genannt,
dies verwundert, denn es ist doch allgemein bekannt,
dass nur Ritter Burgen besitzen,
nicht dagegen Knappen und Junker, die besitzlos im Dienst für ihre Ritter nur schwitzen.

Das Cello nennt man Kniewinsel,
das trifft es aber nur, wenn es malträtiert wird von einem ungeschickten Pinsel.
Wird es dagegen wie bei Euch von Könnern gespielt,
dann ist es kein Gewinsel, sondern klingt rein, sauber und voller Gefühl.

Da wären noch einige kuriose schlaraffische Begriffe,
doch mag es jetzt gut sein, sonst ernte ich noch Pfiffe.
Wenn aus anderen schlaraffischen Reichen Ritter, Junker und Knappen kommen,
so heißt man sie aufs Allerherzlichste willkommen.
Die Ritter werden begrüßt unter Fanfarenklang und Schwertergeklapper,
bei Knappen und Junker dagegen ist die Begrüßung durchaus etwas knapper.

Was jetzt folgt ist immer das Gleiche
und wird genauso vollzogen in jedem schlaraffischen Reiche.
Jetzt soll fliegen der güldene Ball,
der aber ist leider ein scheues Wesen und zeigt sich nicht immer und überall.
Und so ist das Rittergebaren manchmal nur schwer zu ertragen.
Sind endlich alle Ritterzeremonien glücklich vollbracht,
und hat sich auch der verbale Weihrauch wieder davon gemacht,
geht’s in die Schmusepause,
auch wenn es so klingt, das ist keine Sause.

Nein, nein, mangels Damen wird nicht geschmust im herkömmlichen Sinne,
es geht nun um ganz profane Dinge.
Lüften, biseln, Kuchen essen, Kaffee trinken,
an Gesprächen seine Freude finden.

Nach der Pause ist weitgehend zu Ende
das immer gleiche Rittergedönse.
Der Fechsungsteil nun beginnt,
jetzt kommt in die Burg meist ein humorvoll und geistig frischer Wind.

Fechsungen sind Erzeugnisse der Sassen in Poesie, Prosa und Musik,
und sind bezogen auf die für die Sippung vorgegebene Thematik.
Es ist ganz erstaunlich, mit welchem Einfallsreichtum und welch Brillanz
, so mancher Sasse verleiht seien Worten poetischen Glanz.
Nur allzu lang dürfen die Beiträge nicht sein,
sonst schläft der eine oder andere Ritter wohl ein.

Das Musizieren steht ganz hoch im Rang,
sei es mit Instrumenten oder Gesang.
Egal ob von Profis oder Laien vorgetragen,
die Darbietungen können Geist und Gefühl durchaus laben.

Und sind die Fechsungen dann zu Ende,
dann reichen die Schlaraffen sich innig die Hände.
Sie singen: zum Abschied ihr Brüder labt jetzt diesen Schluck
Verbindet die Hände in kräftigem Druck.
Zwar scheiden ihr Brüder, bringt Sorgen und Leid
Doch winkt uns des Wiedersehens herrliche Freud.

Diese Verse erzählen keine Märchen liebe Leute,
und da diese Ritter nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.
Sie mögen noch unbegrenzt weiterleben,
und auch die profane Welt mit ihrem Humor und Freundschaft beleben.

Selbst wenn jetzt manch stolzer Rittersmann
Über den einen oder anderen Vers sich nicht amüsieren kann:
Mein Rat ist: nimm es mit Humor
Und sag Dir: der Verseschmied ist nur ein Knappe, hat keine Ahnung und ist damit noch ein tumber Tor.

Lulu