Schlaraffia, Was ist das?

(nach einer Idee von Ritter Schmunzel (Brunsviga) †)

R.G.u.H.z.! Ritterlichen Gruß und Handschlag zuvor!



Das ist Schlaraffia!

Das Wort „Schlaraffe" stammt vom mittelhochdeutschen „Slur-Affe" und bedeutete damals nichts anderes als „sorgloser Genießer".
Im Falle der heutigen Schlaraffen ist es allerdings mehr im intellektuell-geistigen Sinne gemeint und hat beileibe nichts mit gourmandhafter Völlerei und übermäßigem Bierkonsum zu tun.
Wer Schlaraffe wird, tritt in ein geistiges Schlaraffenland ein mit Grenzen, aber grenzenlosen Möglichkeiten.


Woher kommen die Schlaraffen?

Prag, am 10. Oktober 1859
Es waren deutsche Künstler, Akademiker, Handwerker und Bürger vieler Stände, die diesen besonderen Freundschaftsbund gründeten. Der Zufall wollte es, dass gleich über der Innentür des von ihnen gewählten Gasthauses ein großer, ausgestopfter Uhu angebracht war. So wurde der Uhu auch gleich zu ihrem geliebten Sinnbild. In dieser Zeit der Neoromantik mit ihren allenthalben entstehenden Männerbünden, die eine geistreiche gegenseitige Unterhaltung und reine Männerfreundschaft pflegen, wird auch das schlaraffische Spiel erfunden.

Wer sind die Schlaraffen?

Oft haben Schlaraffen mit einem alten Vorurteil zu tun, das aber nicht stimmt: Sie sind keine Loge. Als Rechtspersönlichkeit sind sie ein normaler Verein. In Ingolstadt heißt er „Schlaraffia Ingoldia e.V.". Natürlich wird ein Mitgliedsbeitrag erhoben.
Was dafür geboten wird? - Vor allem viel Freude.
In einem Schlaraffenpapier heißt es:
„Schlaraffia ist die innige Gemeinschaft von Männern, die in gleichgesinntem Streben die Pflege der Kunst und des Humors unter gewissenhafter Beachtung eines gebotenen Zeremoniells bezweckt und deren Hauptgrundsatz die Hochhaltung der Freundschaft ist !"
Es sind also gestandene Männer, die für musische Interessen aufgeschlossen sind. Sie stammen aus allen Berufen und Gesellschaftsschichten.
An anderer Stelle steht: „Aufnahme finden nur Männer von unbescholtenem Ruf, in reiferem Lebensalter und gesicherter Stellung." Schlaraffen gibt es in aller Welt. Von Japan bis Brasilien, von Kanada bis Südafrika. Es sind insgesamt weit über 10.000 in über 260 Clubs. Die Sprache der Schlaraffen ist weltweit Deutsch.

Was tun die Schlaraffen?

Ihr Leitspruch heißt:
„In arte voluptas"
„In der Kunst liegt das Vergnügen"
Schlaraffe zu sein, bedeutet Freund sein. Sie spielen gemeinsam ein ritterliches Spiel nach uralten, genauen Regeln. Dabei lernt einer vom anderen. Der Humor und das „Sich-nicht-Ernstnehmen" spielen eine große Rolle. Alle schönen Künste werden gepflegt. Wer in das schlaraffische Spiel eintritt, vergisst berufliche und private Sorgen.
Er entspannt sich von der Hektik des Alltagsstress und fühlt sich wohl in seiner ihm auf den Leib geschriebenen Ritterrolle. Natürlich gibt es bei den Zusammenkünften auch viele ernsthafte Themen. Und dennoch heißt Schlaraffe sein mit dem Augenzwinkern zu leben. Deshalb zwinkert der Uhu als „Wappenvogel" der Schlaraffen mit einem Auge.
An seiner positiven Grundhaltung und an seiner Fröhlichkeit erkennt man den Schlaraffen. Schlaraffen machen nur für sich selbst eine Art literarisches Kabarett. Nach vorgegebenen Themen oder ohne halten sie kleine Vorträge, geben selbstgemachte Gedichte zum besten oder rezitieren Literaten. Sie spielen Klavier oder andere Instrumente, singen aus der musikalischen Literatur, aber auch gemeinsam aus einem umfangreichen schlaraffischen Liederbuch. Auch andere Musen werden tüchtig gepflegt.

Wie geht es bei Schlaraffen vor sich?

Ein weiteres Schlaraffenmotto heißt:
„Das Herz gehört dazu!"
Man gibt sich phantasievolle Ulknamen, und der Ablauf der Abende ist dem höfischen Leben oder dem Rittertum nachempfunden. Ganz wichtig sind die Toleranz und die Herzlichkeit, die dem Freund entgegengebracht werden.
Die Sippungen finden grundsätzlich nur unter Männern statt, jedoch zweimal in der Winterung sind die Damen zu besonderen Anlässen dabei. Darüber hinaus gehören sie im Sommer zu vielen privaten Festen dazu. Viele unserer Frauen halten Kontakt untereinander und treffen sich in loser Folge zu geselligem Beisammensein.

Schlaraffen haben eigene Kleidungsteile.

Pilger und Prüflinge setzen in der Ingoldia eine „Pilgerhaube" auf. Knappen und Junker tragen eine „Sturmhaube" bzw. einen „Junkerhelm". Das ist eine narrenkappenähnliche Kopfbedeckung, genau wie der etwas prächtigere „Ritterhelm". Der Ritter legt dazu eine „Rüstung" in Form eines Rittermantels und eines Bandeliers an. Am Helm und an der Rüstung hat er viele kleine "Blechabzeichen" („Ahnen" und „Orden") angebracht, die er für kleine schlaraffische Leistungen von den Oberschlaraffen auf dem Spiel-Thron (eine Art Vorsitz) erhält. Hölzerne Schwerter, Dolche und Lanzen sind unkriegerischer Spielschmuck.

Was tun Sie nicht?

Politik, Geschäft und Religion sind bei den Schlaraffen keine Themen. Sie lassen diese außen vor, um Spannungen zu vermeiden. Das Erzählen sogenannter „Männerwitze" ist unerwünscht. Sie pflegen auch kein soziales Engagement. Sie sind sich einfach selbst genug. Es ist auch nicht so, dass jeder Beruf nur einmal vorkommen dürfte. Jede Verwechslung mit Fasching oder Karneval erschiene dem Schlaraffen ungeeignet. Das laute Possenreißen der winteraustreibenden Narren ist nicht seine Sache.

Was bewirken sie?

Die Programme für die ritterlichen Abende (genannt Sippung) stehen schon Monate vorher fest und werden allgemein und weltweit bekannt gemacht. Jeder kann überall, wo sich Schlaraffen zusammenfinden, als Gast „einreiten". Er wird stets herzlich willkommen sein. Wo immer man ist, man wird vom Spiel entspannt, gut unterhalten, angenehm belehrt und unter Freunden seine Zeit verbringen.

Was reden sie?

Die Sprache der Schlaraffen ist - wie gesagt - weltweit Deutsch. Aber die Schlaraffen haben auch eine eigene „Rittersprache". Man muss sie nicht erlernen. Man bekommt sie mit der Zeit einfach so mit. Bier heißt „Quell", Wein ist „Lethe", das Glas ist ein „Humpen", die Pfeife ein „Schmauchtopf", die Geige ein „Seufzerholz", die Ehefrau die „Burgfrau" und die Schwiegermutter der „Burgschreck".

Sie erwarten vom Nachwuchs ...
Wie jede Vereinigung sind auch die Schlaraffen bestrebt, erworbene Werte der Nachwelt weiterzugeben. Da ist zum einen die riesige Schatztruhe voller ideeller Werte. Und es gilt in vielen Fällen materielle Werte zu erhalten.
Das Wichtigste aber ist der schlaraffische Grundgedanke eines hohen Ideals, der es gerade in der heutigen sachlichen Welt lohnt, gepflegt zu werden. Deshalb freuen wir uns über Männer zwischen 25 und älter, die jung geblieben sind und sich engagieren wollen. Es gibt bei uns keine Präsenzpflicht, aber die Hoffnung, dass jeder Schlaraffe sich rege beteiligt.

Was passiert, wenn man kommt?

Man wird mit großer Herzlichkeit, die man aus der profanem Welt kaum gewöhnt ist, als Gast begrüßt. Nach der schlaraffischen Rangordnung ist man als Gast ein „Pilger" und trägt in Ingolstadt - wie beschrieben - eine „Pilgerhaube". Natürlich wird man am Anfang sehr viel zuhören wollen. Dabei lernt man das schlaraffische Spiel kennen. Fragen sind immer gern erlaubt. Sie werden bereitwillig beantwortet. Wenn man mehrfach an Sippungen teilgenommen hat, kann man sein fortgesetztes Interesse bekunden. Man wird erst „Prüfling". Später „Knappe", dann „Junker" und nach zwei, drei Jahren schließlich „Ritter". Mehr wird man bei den Schlaraffen nicht.

Wann und wo treffen sie sich?

Wenn Sie an einer Einladung zu einem Sippungsabend interessiert sind, senden Sie uns gern eine e-mail, rufen an oder faxen Ihren Wunsch.
Die Schlaraffen in aller Welt treffen sich zwischen dem 1. Oktober und dem 30. April. Sie nennen diese Periode „Winterung".
In der Sommerpause fliegt der Uhu nicht, aber die Schlaraffen treffen sich weiter zur Krystalline (Stammtisch) oder zu privaten Veranstaltungen. Die Schlaraffia hingegen ruht. In der Winterung kommen die Ingolstädter Schlaraffen an jedem Dienstag um 19.00 Uhr zusammen. Die Abende enden oft erst gegen 23.00 Uhr.

Wo treffen sie sich?

In Ingolstadt im Stadtmuseum im Cavalier Hepp sind die Ingostädter Sassen Untermieter. Hier finden in der Burg “Auf der Schanz” dienstags unsere Sippungen statt.
Schlaraffia Ingoldia e.V.
Auf der Schanz 45
85049 Ingolstadt